10 Dinge, Familie

10 Dinge über die erste Zeit mit Baby – Termine am Vormittag sind unrealistisch

Vor dem Dicken, wenn ich beim Bäcker, auf der Straße, im Park Mütter gesehen habe, die mit ihren Babys spazierengehen, habe ich mir nichts dabei gedacht. Heute sehe ich eine Mutter mit ihrem Neugeborenen draußen, und ihr gilt mein ganzer Respekt. Egal zu welcher Tageszeit. Auch wenn es später Nachmittag ist, aber ganz besonders am Vormittag. Denn diese Mütter sind nicht nur einfach mit ihren Babys draußen unterwegs, sie haben es AUS DEM HAUS GESCHAFFT! Ich muss mich dann immer ein bisschen zurückhalten, ihnen nicht anerkennend auf die Schulter zu klopfen. Denn ich weiß, dass sie alleine dadurch, draußen unterwegs zu sein, schon echt was geleistet haben an diesem Tag.

Alles dauert ewig mit einem kleinen Baby, und alles kostet wahnsinnig viel Energie. Man hat nächtelang nicht geschlafen, vielleicht immer noch Beckenbodenprobleme, Rückenprobleme dank Dauerwickeln und Stillen (das man rückenfreundlich erstmal lernen muss). Die Brustwarzen schmerzen wie Sau. Man hat seit Tagen nicht geduscht (ich schließe jetzt einfach mal von mir auf alle anderen). Und jetzt soll man das Kind UND sich selbst fertig kriegen zum Rausgehen. Eins von beidem, ok, sportlich, aber so, dass sowohl Mama als auch Baby bereit sind, vor die Tür zu treten: Hochleistung!

Im Schnitt habe ich anfangs zwei Stunden gebraucht. Man kann sich selbst ja nicht einfach mal eben im Bad fertig machen – also, außer man schafft es, das schreiende Würmchen eben schreien zu lassen (denn es will ja immer bei Mama sein, und wenn Mama sich mal mit was anderem beschäftigt, wittert es das sofort wie ein kleines Trüffelschweinchen, und schlägt halt Alarm). Da hat dann aber die Natur wiederum bei Mama eingebaut, dass dieses Schreien für sie unerträglich ist – Stresshormone, Muskelanspannung, Schweißausbrüche, das ganze Programm. Zunächst hektische und ärgerliche Versuche, sich noch schnell die Zähne zu putzen, der Kleine wird doch wohl mal… Dann doch wieder Abbruch, weil es einem das Herz zerreißt und man sich selbst auch wieder beruhigt, wenn das Kind ruhig ist.

Wenn Mutti es dann nach mehreren Anläufen endlich geschafft hat, sich die Zähne zu putzen und die Haare zu bürsten (drei Mal muss reichen!), ist der Kleine dran. Da aber schon wieder so viel Zeit vergangen ist und die stillende Mutter ja regelmäßig hungersnotähnliche Anfälle bekommt, muss erstmal wieder Nahrung ran. Danach muss Kind gestillt werden, erst die eine Brust – dauerte bei mir anfangs eine halbe Stunde. Wickeln, obwohl man nach dem Stillen eigentlich erstmal drei Stunden schlafen könnte, so viel Energie zieht das – dabei pinkelt sich der Herr natürlich ein. Also komplett umziehen, nochmal wickeln, dabei gleich nochmal den ganzen Darm entleeren (also das Baby), sich selbst und Kind wieder umziehen, alle Sachen einweichen, nochmal wickeln, andere Brust stillen. Sich selbst und das Baby für draußen anziehen, Wohnungstür auf, und los. Betrübt feststellen, dass es draußen schon wieder dämmert. Sich selbst loben, dass man’s überhaupt noch rausgeschafft hat. So, und vor diesem Hintergrund verstehe nun einer, warum es Kurse für frischgebackene Mütter am Vormittag gibt.

Beckenbodentrainingskurse, zum Beispiel. Dickes Kind, 4. Stock ohne Aufzug – für Muttis wie mich wurden diese Kurse erfunden! Ich war auf Grund meiner Beschwerden auch wirklich hochmotiviert. Und wie oft war ich da? Na? Ein halbes Mal! Denn der Kurs war morgens um halb zehn. UM HALB ZEHN! Ich hatte mir gedacht: „Du kannst doch wohl ein Mal pro Woche einen Termin vormittags wahrnehmen“. Das halbe Mal kam entsprechend meiner Schilderungen zustande – wir kamen zu spät, weil der Dicke naturgemäß kurz vor Aufbruch nochmal zeigen wollte, was sein Darm so alles kann. Dass ich keine weiteren Termine wahrnahm, lag daran, dass es nichts, wirklich NICHTS Wichtigeres als Schlaf in den ersten Wochen und Monaten gibt. Und wenn ich die Nacht zuvor dank Fliegergriff, Dauerwickeln und Dauerstillen drei Stunden geschlafen habe (nicht am Stück – sondern insgesamt) und das Kind endlich selig neben mir schlummert, dann steh ich zum Weckerklingeln eben nicht auf.

Irgendwann wusste ich, dass das Baby vormittags meist nochmal einschläft und das die Zeit ist, wo ich mich auch nochmal hinlegen kann. Ich habe meine Termine und Verabredungen dann danach ausgerichtet, und nicht umgekehrt. Stress kam nämlich nicht unbedingt durch den Kleinen, seine Verdauung oder den Schlafmangel auf, sondern nur, wenn wir uns nach irgendwas oder irgendwem richten mussten und den Druck hatten, zu einer bestimmten Uhrzeit irgendwo zu sein. Bei Verabredungen bin ich irgendwann gut damit gefahren, keine genaue Uhrzeit mehr auszumachen: „So ungefähr zwischen drei und vier – ich melde mich, sobald wir aus dem Haus sind“. Dann konnte ich auf etwaige Zwischenfälle kurz vorm Verlassen des Hauses auch gelassen(er) reagieren. Und eine entspannte Mutti ist ´ne jute Mutti!

Nutze gern den Kommentar, um über deine Erfahrungen mit Terminen in der ersten Zeit mit Baby zu schreiben!

Nächstes Mal: Anträge sollten wirklich fertig sein

4 Erwähnungen in “10 Dinge über die erste Zeit mit Baby – Termine am Vormittag sind unrealistisch

  1. Die Kurse sind vermutlich vormittags, damit auch Mütter von mehreren Kindern daran teilnehmen können – nachmittags müsste man ansonsten ja alle Kids zu solchen Kursen mitschleppen ;p zum Glück wächst man mit seinen Aufgaben, irgendwann kann man dann auch Kleinkind, Baby und sich selbst morgens so fertig machen, dass man pünktlich um 9 in der Kita steht 😉

    1. Aaaah… Das ergibt Sinn mit den Geschwisterkindern! Und es macht Hoffnung, zu lesen, dass es irgendwann klappt. Sonst würde ja auch keiner mehr ein zweites haben wollen, wenn das den Abschied vom Leben außerhalb der eigenen vier Wände bedeuten würde 😉

  2. Herrlich geschrieben !
    Ja, ich verstehe auch absolut nicht, wieso die meisten Babykurse so früh am morgen stattfinden!
    z.B. ein Sportkurs, bei dem man das Baby mitnehmen kann – an sich echt eine tolle Idee, würde ich gerne machen – aber um 9 Uhr?!
    Wohl eher etwas für Wunderbabys, die durchschlafen… Soll es ja geben

    1. Danke dir! Ja, ein großes Rätsel ist das. Die Planung wird wohl von Männern durchgeführt. Die keine Kinder haben. Und sich denken: Das sind Muttis, die arbeiten nicht, die können morgens. Vielleicht liest ja einer von denen mal meinen Beitrag 😉

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