Ich bin zum ersten Mal Mutter geworden, und die Anfangszeit mit dem kleinen Wurm war hart. Wunderschön, frustrierend, anstrengend, intensiv – alles zusammen. Ich hatte vorher keinen blassen Schimmer, wie überwältigend diese Erfahrung werden würde. Jetzt ist der erste Sturm vorbei und alles mit dem kleinen Dicken unglaublich schön. Rückblickend hätte ich jedoch das Wissen von heute in der turbulenten Anfangszeit als hilfreich empfunden. Na ja, dann beim nächsten Kind 😉 Die Erfahrungen können natürlich von Kind zu Kind und von Mutter zu Mutter unterschiedlich ausfallen. Vielleicht ist es für die ein oder andere (werdende) Mutter dennoch hilfreich zu lesen, was ich selbst gern früher gewusst hätte. Daher erfährst du in dieser regelmäßigen Reihe meine zehn wichtigsten Erkenntnisse aus der ersten Zeit mit Baby.
1. Es wird besser
Wenn ich jetzt, nach einem halben Jahr mit dem kleinen Dicken, an die erste Zeit zurückdenke, erinnere ich mich vor allem an Überforderung, Unsicherheit und viele, viele Tränen. Tränen des Glücks, aber oft auch des Frusts, der Erschöpfung und Enttäuschung. Darüber, dass ich mich so sehr auf den Kleinen gefreut hatte und nun alles so verdammt schwer war. Dass ich einerseits so unendlich dankbar für meinen gesunden Sohn war, und andererseits kaum Zeit oder Energie zu haben schien, um mich über unser Glück zu freuen. Ich hatte psychisch und physisch noch eine ganze Weile an der Geburt zu knabbern. Und den Beckenboden habe ich erst so richtig schätzen gelernt, seit er seinen Geist aufgegeben hat. Vom Rücken gar nicht zu sprechen. Oder den Brustwarzen.
Es ist mir schleierhaft, warum etwas, das völlig natürlich sein sollte, von der Natur dennoch so schmerzhaft und frustrierend eingerichtet wurde. Entweder man hat zu wenig Milch und ist enttäuscht, dass das Stillen gar nicht klappt, wie bei einer Freundin. Oder man hat zu viel (so wie ich), sodass einem fast die Brüste explodieren und der Kleine ständig entrüstet protestiert, weil er mit dem Schlucken nicht hinterher kommt (Tipp: Salbeitee hilft beim Runterregulieren). Das ganze Prozedere dauerte zudem anfangs ewig, pro Brust eine halbe Stunde, und das alle zwei Stunden. Außer Stillen und Wickeln ist da erstmal nicht viel mehr drin. Brusthütchen halfen dem Kleinen ein wenig beim Trinken, gegen die Schmerzen der geschundenen Brustwarzen halfen sie kaum. Einmal war gar das ganze Hütchen voller Blut. Ich konnte den Kleinen zunächst nur anlegen, indem ich mir mit aller Kraft selbst in die Hand biss. Warum, Natur, warum? Haben die Brustwarzen denn nicht genau diese eine Aufgabe, das Kind zu ernähren? Oder so eine Brustentzündung, auch schön. So stellt man sich doch die erste Zeit mit Kind vor – mit Kohl- und Quarkbrüsten auf der Couch liegend. Die Nacht seit 4 Uhr morgens vorbei, höchstens 1,5 Stunden am Stück gedöst dank stundenlangem Wickeln und Umziehen (wie um Himmels willen kann etwas, das so klein ist, solche Mengen produzieren?!).
Und dann der Kleine – wieso muss er es so schwer haben, in der Welt anzukommen? Koliken, ein Pilz, offene Stellen am Po von der Größe eines Zwei-Euro-Stücks, trotz ständigem Wickeln. Was das große Geschäft angehe, sei alles zwischen 10 Mal täglich und ein Mal in zwei Wochen normal, klärte uns die die Hebamme auf. Der kleine Dicke hat diesbezüglich sämtliche Rekorde gebrochen – mit dem Einweichen der Babysachen kamen wir überhaupt nicht mehr hinterher. Auf dem Wickeltisch hat er sich ständig weiter eingepinkelt und -gekackert, die dritte Windel konnten wir vielleicht mal anlassen. Wenn der Po so wund ist, tut das natürlich höllisch weh – wir haben meist um die Wette geheult, weil er mir so schrecklich leid tat. Auch nachts war ich, zusätzlich zum Stillen, oft stundenlang mit seiner Verdauung beschäftigt. Und die Bauchschmerzen haben sich natürlich in seiner Laune (und damit in meiner) widergespiegelt.
Dazu die Rückenschmerzen vom Wickeln und Stillen inklusive zwei eingeklemmte Nerven und Hormone, die Achterbahn fahren. Alles zusammen schlaucht enorm, und ich sag mal so: Spaß ist was anderes, für Eltern und Kind. Auch wenn es natürlich die schönen Momente gab: Vor allem Haut an Haut zu kuscheln, fürs Bonding, oder wenn er schließlich milchverschmiert und zufrieden in meinem Arm einschlief. Keine Sekunde hätte ich meinen Sohn wieder hergeben wollen, und meine Liebe zu ihm ist mit nichts vergleichbar. Trotzdem: Die erste Zeit war so viel härter, als ich es mir je hätte vorstellen können.
Aber dann, nach einigen Wochen, sind die Brustwarzen abgehärtet (oder abgestorben, wer kennt schon den Unterschied), die Milchproduktion spielt sich aufs Baby ein, und das Stillen ist endlich so entspannt und schön, wie es sein soll. Und nach 3,5 Monaten verträgt der Dicke urplötzlich die Milch, wodurch sich seine Verdauung reguliert – kein Rumtragen mehr im Fliegergriff, nichts ist mehr wund, dadurch ist der Kleine endlich ausgeglichen und zufrieden. Selbst das Wickeln nachts fällt weg – ich stille nur noch kurz und kann dann gleich wieder einschlafen, wodurch die Nächte so viel erholsamer sind. Die Hormone sind längst wieder im Gleichgewicht, man selbst ist wieder Mensch. Die Unsicherheit (Was tun? Und wann? Und wie genau?) weicht, wir haben uns kennengelernt. Und wenn man den Haushalt einfach mal liegen lässt, bleibt sogar hier und da wieder etwas Zeit und Energie, um Sport und somit den Rücken wieder stark zu machen.
Es ist etwas anderes, immer wieder von anderen zu hören „ab dem 3. Monat wird‘s besser mit den Bauchschmerzen“ und es dann wirklich zu erleben (Was heißt besser? Und wie fühlt sich das Leben mit dem Kleinen dann an?). Beim nächsten Kind hoffe ich entweder auf a) keine Koliken! oder b) wenn Koliken, diese mit dem Wissen um die zeitliche Begrenztheit und wie schön es danach tatsächlich wird, gelassener überstehen zu können. Denn jetzt weiß ich ja: Es wird wirklich besser.
Nächste Woche: „Es ist ok, nichts zu schaffen“
Wie gefällt dir mein Erfahrungsbericht? Hast du die erste Zeit mit Baby auch schon hinter dir? Was sind deine Erfahrungen? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
[…] schon wieder damit beschäftigen, wie man damit aufhört? Ein paar Monate entspannte Stillsituation nach den ersten mühsamen und schmerzhaften Wochen will ich schließlich auch […]
[…] mal mit nichts. Jedenfalls damit, mir etwas Gutes zu tun, um Kraft zu tanken. Denn es wird besser (siehe letzter Artikel), und dadurch wird nach und nach auch wieder mehr Zeit und Energie für den Haushalt übrig sein. […]