In der ersten Zeit mit dem Kleinen bin ich oft erst mittags dazu gekommen, zu frühstücken. Wer schonmal gestillt hat und weiß, wieviel Energie das zieht, weiß auch, dass Mutti direkt nach dem Aufstehen eigentlich schon ein halbes Schwein verdrücken könnte. Bis mittags ist’s also verdammt lang. Aber anfangs dauerte das Stillen bei mir noch ewig, und der Dicke hatte eine solch rege Verdauung, dass wir, ob Tag oder Nacht, kaum vom Wickeltisch wegkamen. Er war trotz Dauerwickeln häufig wund und fand das nicht besonders witzig. Ich stellte mir also zeitweise auch nachts alle zwei Stunden den Wecker zum Windelwechseln. Dazu noch die Nachwirkungen von der Geburt und jede Menge Hormone – man kann sich vorstellen, wie es mir nach einigen Wochen ging: Wichtige Entscheidungen sollte man in der Zeit nicht treffen, geschweige denn irgendwelche Verträge unterschreiben dürfen.
Wieviel Unterstützung man genau benötigt, kommt vielleicht auch darauf an, wie es der Mutter nach der Geburt geht (Kaiserschnitt? Dammriss? Wie anstrengend war die Geburt? etc.), wie das Kind so tickt (Koliken oder nicht? Muss man ständig nachts zum Wickeln raus oder „nur“ tagsüber? usw.) und ob der Partner zunächst auch zu Hause bleibt. Ich war in der ersten Zeit hormonell/emotional/körperlich ziemlich aus der Spur. Mein Mann war eigentlich zu Hause, wurde aber gleich krank. Ursprünglich wollten wir in der ersten Zeit zu dritt bleiben, noch niemanden reinlassen in unsere Dreier-Konstellation. Aber wir konnten uns und den Kleinen nicht allein versorgen, weil wir beide flach lagen. Familie und Freunde, die in den ersten Wochen helfen können, sind da essentiell. Alles hilft: Essen vorbeibringen, Wäsche waschen, das Wickeln abnehmen, einen Spaziergang mit dem Würmchen machen, während Mama sich ausruht, oder in Momenten der Unsicherheit und Erschöpfung schlichtweg emotional unterstützen („Du machst das super“, „Es wird besser!“).
Da unsere Familien nicht vor Ort sind und somit nur punktuell unterstützen konnten, hätte es mir für den Anfang geholfen, von ‚Wellcome‘ zu wissen. Die Organisation vermittelt ehrenamtliche Helfer speziell für die erste, turbulente Zeit mit Baby. Ich habe leider erst nach der anstrengendsten (Koliken-)Zeit davon erfahren, trotzdem ist es für mich auch jetzt noch eine große Hilfe, dass die liebevolle „Leih-Oma“ etwa ein Mal wöchentlich für zwei Stunden mit dem Kleinen spazieren geht. In der Zeit kann ich mich ausruhen, aufräumen oder Sport machen. Du solltest dich bei Bedarf lieber früher als später melden, da es eine Weile dauern kann, bis dir jemand vermittelt wird. Auch wenn ich verstehen kann, dass man erst in Erwägung zieht, sein Kind einer fremden Person (die man natürlich in einem Gespräch vorher kennenlernt) anzuvertrauen, wenn wirklich gar nix mehr geht. Ich empfehle daher die Anmeldung bei einem (länger andauernden) Energielevel um die 20% – zu müde, um sich zu viele Gedanken zu machen, aber noch ein Fünkchen Restenergie für den Fall einer Wartezeit ; ) Eine grandiose Idee jedenfalls und sehr empfehlenswert für alle Mütter, die zwischendurch mal durchatmen wollen!
Nächste Woche: „Jedes Baby ist anders“