Familie

Mein Abstilltagebuch Teil 3 – geschafft!

So, der Dicke ist abgestillt. Ging doch ganz einfach! Na gut, wenn es einfach gewesen wäre, hätte ich ja hier nichts zu erzählen. Also, Schritt für Schritt:

Nachdem mir die Stillberaterin aus dem Krankenhaus abgeraten hatte, kurz vor der Kita-Eingewöhnungszeit (weil: in den Sommerferien, in denen der Papa frei hat) abzustillen, hielt ich noch ein paar Wochen länger durch. Ich versuchte auch, die Momente der Nähe zu genießen, mit dem Wissen: Bald ist’s vorbei. Mit Arbeit/Kita-Eingewöhnung/diversen Krankheiten/schlaflosen Nächten kam ich nach 20 Monaten Stillen jedoch einige Wochen später an den Punkt, dass es einfach nicht mehr ging. Ich stillte tagsüber nur noch zum Einschlafen, nachts musste ich aber noch drei bis fünf Mal aufstehen. So schön das Stillen bis dahin war: Ich konnte einfach nicht mehr. Und so beschlossen wir, dass der Papa ab sofort die Nächte übernehmen musste.

Was half: Nachdem der Dicke zuvor immer die Flasche verweigert hatte, griff er im Urlaub plötzlich nach der Flasche seiner Cousine und nuckelte zufrieden daran herum. Wir kauften also bereits einige Zeit zuvor genau dasselbe Modell, woraus er abends vor dem Schlafengehen genüsslich normale Milch trank. Dadurch war er schonmal (endlich!) eine Alternative gewöhnt.

Der Papa zog erstmal zum Schlafen ins Kinderzimmer, und die erste Nacht, die er übernahm, war der Horror. Der Dicke ist ja schon alt genug, dass er ein paar Worte sprechen kann, und wenn dein Kind herzzerreißend weint und nach Mama ruft, ist das als Mutter echt schwer auszuhalten. Irgendwann ging der Papa mit ihm spazieren, und er schlief wieder ein. Beim zweiten Mal wach werden konnte er ihn sogar im Zimmer ohne Spaziergang schnell wieder in den Schlaf schaukeln – das hatte er monatelang schon nicht mehr zugelassen, immer wollte er nur zur Mama (bzw. zur Brust).

In den Nächten darauf lief es immer besser, dass er auch die Flasche nachts akzeptierte – unter dem Motto „Besser die als gar nix“. Wobei er abends wirklich viel Milch trank und nachts teilweise auch noch 1-2 große Flaschen. Dadurch hatten und haben wir noch das Problem, dass er häufig ausläuft, weil die Windel einfach aus allen Nähten platzt. Selbst wenn mein Mann ihn nachts vorsorglich nochmal im Halbschlaf wickelt. Wir haben auch schon verschiedene Modelle ausprobiert und jetzt sogar eine Windelüberhose gekauft, die aber ziemlich eng an den Beinchen ist. Momentan ziehen wir 4er und 5er übereinander, trotzdem ist das keine Garantie. Falls da noch jemand einen Tipp hat, immer her damit! Langfristig wollen wir natürlich die Flasche reduzieren, wir mischen auch schon Milch und Wasser halb/halb und der Bedarf wird langsam weniger, aber erstmal ging es ja darum: Alles, was ihn von der Brust wegbringt, wird gemacht.

Ich fuhr schließlich ein Wochenende lang weg – zum einen, um mich zu erholen, zum anderen, damit auch das Einschlafstillen einmal wegfiel. Der Kleine machte es gut mit, akzeptierte die Flasche und ließ sich vom Papa (teilweise im Schaukelstuhl, notfalls draußen im Kinderwagen) in den Schlaf schaukeln. Die Woche danach war nur noch sporadisches Stillen/Nuckeln angesagt. Er schaffte es sogar, immer mal wieder bis 6 Uhr morgens durchzuschlafen – das hat er während der ganzen 20 Monate Stillzeit nicht gemacht! Wach wird er mittlerweile eigentlich nur noch, wenn die Windel überläuft oder er erkältet ist, ansonsten kriegt er morgens früh noch eine Flasche und schläft dann oft auch noch ein bisschen weiter. Beim Dicken hat es sich also echt gut entwickelt.

Bei mir hingegen eher weniger. Nicht nur hatte ich trotz Abpumpen nach dem freien Wochenende eine Brustentzündung mit Anitbiotikaeinnahme (welche dann auch das endgültige Abstillen bedeutete, was der Kleine akzeptierte, weil er durch die Flasche einen kleinen Trost gefunden hatte) und auch eine Woche später nochmal einen Milchstau – keine Ahnung, warum meine Brüste nicht mitkamen, dabei hatten wir ja eigentlich wirklich schrittweise abgestillt -, auch ging es mit mir psychisch ziemlich bergab, und das hat mich echt umgehauen. Denn ich konnte ja plötzlich, seit 20 Monaten, endlich mal wieder schlafen! Trotzdem war ich total erschöpft, schlecht drauf und reizbar. Ich musste mich sogar tagsüber hinlegen, trotz so viel besserer Nächte.

Erst dachte ich, das ist was Psychisches – nicht, dass ich dem Stillen nachtrauerte, das Thema war für mich nach so langer Zeit wirklich durch. Aber ich konnte jetzt nachts endlich mal die Verantwortung an den Papa abgeben, ich dachte daher zunächst, mein System fährt jetzt einfach mal runter, weil ich nicht mehr ständig verfügbar sein muss. Aber dann habe ich richtig gemerkt, wie das ganze „von innen heraus“ kam, und es erinnerte mich an die erste Zeit nach der Geburt, wo einen die Hormone nur so überrollen. Daher recherchierte ich einmal und las, dass durch zu rasches Abstillen der Abfall des Prolaktin-Hormons leichte depressive Zustände mit sich bringen kann. Keine Ahnung, ob das durch das Wochenende away from home kam, an dem ich auf einmal 2 Tage nicht mehr stillte, auch wenn es vorher schon nicht mehr viel war.

Jedenfalls merke ich gerade, dass die Brustentzündungen, der Schlafmangel der letzten nun fast 22 Monate, Arbeiten, erstmal keinen Kitaplatz gehabt zu haben, ein „intensives Kind“ und einfach alles zusammen ganz schön an mir gezehrt haben. Darum ist jetzt erstmal Selbstfürsorge angesagt, und da der Papa nun auch mehr übernehmen kann und der Dicke auf einem guten Weg ist, nachts wirklich durchzuschlafen, sind das schonmal ganz gute Voraussetzungen.

Liebe Grüße also aus Haarlem, ohne Mann und Kind 🙂

 

Nachtrag 6.1.2019:

In einer Facebook-Gruppe für Mütter wurde deutlich, dass der ein oder andere Begriff in meinem Beitrag Fragen aufwarf. Um einmal den „Horror“-Begriff zu erläutern: Ich hatte ja bereits im Vorfeld zwei Beiträge hier zum langsamen Abstillprozess geschrieben, in denen nochmal deutlicher wird, dass ich das Stillen sehr lange genossen habe und das Abstillen einen längeren Vorlauf hatte, nämlich dass ich über mehrere Monate immer mal wieder versucht hatte, das Stillen sanft zu reduzieren, und dabei den Kleinen nachts z.B. selbst im Arm geschaukelt habe (kein Protest, kein Weinen, nur schaukeln). Das hat mir bereits gezeigt, dass er die Brust/Milch nicht mehr brauchte, dass er aber einfach noch keine Alternative hatte, wieder in den Schlaf zu finden, weil er ja nie die Flasche/Schnuller/Daumen genommen hat und das Schaukeln oft bis zu 1,5 Stunden dauerte (und das nur das eine von mehreren Malen die Nacht, die wir wach waren). Das habe ich nicht lange durchgehalten und dann einfach weiter nach Bedarf gestillt.

„Horror“ waren für mich die vielleicht 15 Minuten in der einen Nacht, die der Kleine weinte, weil der Papa erstmal wieder seinen Dreh finden musste, ihn zu trösten. Normalerweise wäre ich wie immer nach höchstens 2 Minuten rein, weil ich es nicht aushielt, aber ich bin so froh, mich zurückgehalten zu haben – die beiden gingen spazieren und der Dicke schlief sofort wieder ein, und beim nächsten Wachwerden ließ er sich schon ohne großen Protest wieder vom Papa in den Schlaf schaukeln. Hätte ich sofort wieder eingegriffen, hätte ich beiden, sowohl dem Papa, der so gern auch wieder als Tröster akzeptiert werden wollte, als auch meinem Sohn die Erfahrung genommen, dass sie es auch wieder zusammen hinkriegen. Es war uns also wichtig, dem Papa die Chance zu geben, auch seinen Weg (wieder)zufinden, den Kleinen in den Schlaf zu begleiten, denn es hatte davor ja auch schon immer wieder Phasen gegeben, wo er ihn trösten und in den Schlaf hatte schaukeln können, das war jetzt nicht völlig neu für den Kleinen. Dass er das bereits in der ersten Nacht schon eine halbe Stunde später wieder akzeptiert hatte, bestätigt mich darin, was ich vorher schon wusste – nämlich dass er die Brust zwar gern noch gehabt hätte (klar), aber nicht mehr wirklich brauchte. Wir mussten lediglich sowohl dem Papa als auch dem Kleinen mal wieder zutrauen, es anders zu schaffen, und die Flasche, die er schon vorher akzeptiert hatte, half zusätzlich dabei.

Der Zusatz „geschafft“ im Titel sorgte bei der ein oder anderen Mutter auch für Irritation – als wäre das Stillen etwas Lästiges, was ich unbedingt loswerden wollte. Tja, „geschafft“, da nach einer sehr langen (20 Monate!) sehr schönen Stillzeit das langsame, schrittweise, überwiegend an den Bedürfnissen meines Sohnes orientierte Abstillen eben ein längerer Prozess über mehrere Monate war, welcher viel Geduld und immer wieder Akzeptanz (nicht der richtige Zeitpunkt – krank, Zähne, Kitaeingewöhnung etc.-, zu wenig Energie für Alternativen) erforderte. Und ja, spätestens ab dem Sommer, wo sein Bedürfnis zu stillen plötzlich wieder exorbitant anstieg, empfand ich es als körperlich nicht mehr leistbar (und auch als nicht mehr notwendig für den Kleinen). Darum passt für mich der Begriff „geschafft“, was nicht bedeutet, dass ich nicht lange Zeit sehr gerne gestillt habe.

Dem Kleinen geht’s übrigens sehr gut. Er trinkt abends seine Flasche, wird meistens von mir mit viel Kuscheln ins Bett gebracht, aber manchmal eben auch vom Papa. Der auch meist wieder zum Einschlafen akzeptiert wird, solange der Kleine nicht krank und sehr Mama-anhänglich ist. Und kurz nach dem Abstillen begann der Dicke langsam, überwiegend bis früh morgens durchzuschlafen! Was das für Eltern mit maximalem Schlafmangel bedeutet, kann man sich vorstellen 🙂

 

Und wenn du deine Erfahrungen mit dem Abstillen hier teilen willst, freue ich mich!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.