Wer in der Elternzeit mit Kind zu Hause ist, weiß, wie viele Spaziergänge da insgesamt auf dem Plan stehen. Ich bin immer schon gerne spazieren gegangen: Ich werde wacher, die Stimmung wird besser und der Kopf freier. Seit der Kleine da ist, stehen nun täglich Ausflüge an. Zumal er anfangs zu Hause keine zehn Minuten geschlafen hat – kaum im Kinderwagen, ratzte er hingegen ein, und das schonmal bis zu vier Stunden. Viele gute Gründe also, die für Spaziergänge mit Kind sprechen.
Anfangs habe ich ja schon abgefeiert, wenn ich es vor Einbruch der Dunkelheit aus dem Haus geschafft habe. Da reichte es völlig, meine Runden in der Nachbarschaft zu drehen, es war eh schon aufregend genug. Irgendwann ging’s körperlich wieder bergauf, und ich wollte die Gelegenheiten nutzen, um Berlin zu erkunden statt jeden Tag dieselben Strecken entlang zu juckeln. Nun ist neben dem Verlassen des Hauses (Stillen, Wickeln, Tasche packen, Stillen, mich fertig machen, Kind baden, umziehen und sämtliche Sachen einweichen, zur Tür raus…) alles, was extra Zeit kostet, eine große Herausforderung mit Baby. Oft genug wollte ich einen Ausflug machen, war jedoch planlos. Mutti kennt ja nicht immer auf Anhieb die schönsten Strecken – mit möglichst wenig Verkehr und Ampeln, aber Kinderwagen-freundlichem Straßenbelag. Gern mit einem mir noch unbekannten Café oder schönen Einrichtungsladen. Bis ich dann online ein Ziel rausgesucht und (da Auto-los) in Erfahrung gebracht hatte, wie ich am besten mit der BVG dort hinkomme und ob es für den Kinderwagen einen Fahrstuhl oder wenigstens eine Rolltreppe gibt, war der halbe Tag wieder rum.
Aus diesem Grund – tätärätää – stelle ich hier mit ‚Mutti on tour‘ meine Lieblingsrouten für dich vor. Da wir kein Auto haben, konzentriere ich mich auf die Anfahrt mit Öffentlichen. Und da ich Beckenboden- und Babygewicht-bedingt meist mit Kinderwagen statt mit Tragetuch unterwegs bin, achte ich gern auf Barrierefreiheit. Wenn vorhanden und mir bekannt, gebe ich zudem Hinweise auf Wickelmöglichkeiten, die das Wickeln einfach entspannter machen. Die Dauer beträgt häufig etwa 1 Stunde – weniger lohnt nicht, mehr macht der Beckenboden nicht mit oder zehrt an den knappen Kräften. Die Angaben sind natürlich je nach Tempo relativ. So, jetzt aber, die erste Route, kawuff, kawämm!
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Ei, was war das ein schöner Ausflug in den Schöneberger Naturpark Südgelände! Vielleicht war er auch deshalb so schön, weil ich vorher keine besondere Vorstellung hatte, was uns erwartet. Dort angekommen empfand ich die Ruhe, obwohl ziemlich zentral gelegen, und das Verwilderte als richtig wohltuend für die Sinne. Es war ein warmer Tag mit hoher Luftfeuchtigkeit, und die Stege, der Geruch und das verwunschene Landschafts- und Naturschutzgebiet erinnerten mich stellenweise sogar an Spaziergänge im kanadischen oder australischen Urwald.
Den Kinderwagen konnte man besonders gut über die erhöhten Metallstege schieben, durch den vorangegangenen Regen mussten wir lediglich auf den Waldpfaden einigen Pfützen ausweichen. Wir sind in etwa den großen Rundweg gelaufen plus den Mulchweg (optional) an der Spitze des Parks, trotz seinem weniger geeigneten Untergrund für Kinderwagenräder – er hat uns gut gefallen und wenn der Papa dabei ist, kann er den Kinderwagen die wenigen Treppenstufen rauf- oder runtertragen.
Insgesamt gefiel mir besonders, dass die Spazierwege teilweise zwischen den Schienen des ehemaligen Rangierbahnhofs Tempelhof verlaufen und ganz unterschiedlich gestaltet sind. So wurde uns nicht langweilig, da der Park immer wieder anders aussieht.
Es gibt auch eine Shakespeare-Freilichtbühne, Kunstinstallationen und ein Café (nur am Wochenende und feiertags geöffnet). Den Euro Eintritt ist der Park mehr als wert.
Alle Infos u.a. zu den drei Eingängen, den Rundwegen und Öffnungszeiten, findest du hier.
Die perfekte Route, wenn du…
Ruhe in ursprünglicher Natur suchst und dabei auf Shops verzichten kannst
Dauer
großer Rundweg ca. 40 Minuten
Barrierefreie Anfahrt?
ja, aber per S-Bahn nur über S-Bahnhof Priesterweg (Fahrstuhl), ansonsten per Bus (siehe Link oben)
Still- und Wickelmöglichkeiten?
Beides ist im Café (der Wickeltisch ist auf der Behindertentoilette außerhalb des Cafés) oder auf einer der Bänke während des Rundgangs möglich. Da der Park nicht so überlaufen ist, hat Mutti dabei meist ihre Ruhe.