Familie

Mein Abstill-Tagebuch – Teil 1

Anfang des Jahres, kurz nach dem 1. Geburtstag des Dicken, habe ich das Projekt „schrittweise Abstillen“ begonnen. Ich arbeite wieder und wir haben keinen Betreuungsplatz gefunden – nachts spätestens alle drei Stunden wach zu werden raubte mir mittlerweile meine letzten Kräfte. Der Kleine nahm noch nie die Flasche oder den Schnuller, und ich habe mich viel umgehört und gelesen, was so empfohlen wird. Von möglicherweise erfolgreichen, aber umstrittenen und recht radikalen „Programmen“ halte ich persönlich nichts, daher war mir klar, dass ich schrittweise versuchen würde, die Stillmahlzeiten zu reduzieren. Da es für mich selbst sehr hilfreich war, (zum Teil komplett unterschiedliche) Erfahrungsberichte von anderen zu lesen und mir dabei das rauszuziehen, was für mich passte, habe ich unsere sehr durchwachsenen letzten Wochen auch einmal festgehalten. Hier also nun Teil 1:

1. Nacht

Ich war im Vorfeld ganz schön angespannt und habe mich auf eine Horrornacht eingestellt. Wie reagiert der Kleine darauf, dass ich ihm nun eine Stillmahlzeit verweigere? Am Morgen danach bin ich platt, aber ganz zufrieden. Es gab Proteste, ja. Aber es hat besser geklappt, als ich gedacht hätte. Ich habe ihm schon bei den zwei Stillmahlzeiten davor erklärt, dass er die Brust um eins nicht mehr bekommen wird, weil Mama endlich mal wieder mehr Schlaf braucht (habe ich irgendwo gelesen, dass man es den Kindern ruhig erklären soll – auch wenn ich natürlich nicht weiß, wieviel er davon wirklich versteht). Um eins rum wurde er wach, wollte an die Brust, und ich habe ihn wie so oft im Arm geschaukelt. Er war zu müde, um lange zu protestieren, und ist recht schnell wieder eingeschlafen. Da war ich erstmal platt. So einfach ist das?

Na ja, die zweite Runde war dann etwas schwieriger – bis 5 hat er leider nicht durchgehalten, sondern wurde um 3 wieder wach. Mein langfristiges Ziel wäre es, erst um 5 wieder zu stillen, damit wir dann im Anschluss nochmal zwei Stunden Schlaf bis 7 kriegen. Da er sich aber erstmal dran gewöhnen muss, hatte ich mir vorgenommen, dass vorläufig 4 Uhr auch schon super wäre. Um kurz vor 4 habe ich ihn dann wieder angelegt. Der Protest war anfangs wieder etwas lauter, dann hat er sich aber recht entspannt von mir hin- und herwiegen lassen. Nur schaffte er es nicht mehr, ohne Brust in den Schlaf zurückzufinden. Nach einer halben Stunde war ich so müde, dass ich ihn schon wieder anlegen wollte.

Aber dann habe ich an meinen letzten Geburtstag gedacht (mit Brustentzündung auf der Couch, yay!) und mir meinen bevorstehenden Geburtstag vorgestellt (wie ich, so der Dicke will, mit Freunden nur für ein paar Stunden auf irgendeiner Tanzfläche abspacke). Darum habe ich versucht, den Papa mit einzuspannen. Oha, da war das Geschrei dann groß! Also wieder zurück zur Mama. Schnell wieder beruhigt, aber immer noch wach. Um kurz vor 4 beschloss ich dann: Für die erste Nacht gar nicht so schlecht, und legte den Kleinen nochmal an. Immerhin hat er knapp 5 Stunden ohne Brust geschafft! Das kam in über einem Jahr bisher nur ein einziges Mal vor, also ist das schon ein Erfolg.

In der nächsten Nacht visiere ich wieder 5 Uhr morgens an, vielleicht kann man die Grenze ja schrittweise ein Stück nach hinten verschieben. Natürlich in der Hoffnung, dass der Kleine dazwischen irgendwann gar nicht mehr aufwacht, weil er merkt: Lohnt sich nicht. Und natürlich muss der Papa auch irgendwann als Tröster und Einschlafhilfe akzeptiert werden (und langfristig vielleicht der Plüsch-Panda, den ich grad ständig zwischen uns schiebe). Aber das versuchen wir erst in Papas nächsten Ferien.

Bin gespannt, wie die nächste Nacht läuft. Habe viel zu dem Thema gelesen, dass es sowohl innerhalb von zwei Tagen klappen, als auch mehrere Wochen dauern kann. Und mehrere Wochen schaffe ich neben der Arbeit wohl nicht. Außerdem habe ich vorhin noch von einer Mutti gelesen, die sich auch vorgenommen hatte, das Einschlafstillen abends noch als schönes und inniges Ritual beizubehalten, aber dass der Körper sich dann einfach komplett auf Nicht-Stillen umgestellt hat. Da kriegte ich schon einen kleinen Kloß im Hals. Es ist halt wie mit allem: Es gibt nicht nur schwarz-weiß, das Stillen ist nicht nur furchtbar anstrengend oder nur wunderbar, es ist beides. Wenn ich fix und alle bin und dringend Schlaf bräuchte, und der Kleine mir schmerzhaft mit den Fingern zwischen den Rippen rumstochert oder die andere Brustwarze mit seinen Fingernägeln bearbeitet, würde ich das Ganze gern auf der Stelle beenden. Wenn er sich nachmittags oder abends an mich schmiegt, seine warme Hand auf meiner Haut, und es für einen Moment nur uns zwei gibt, wie wir uns aneinander kuscheln, dann sind wir beide einfach nur glücklich. Aber manches kann man auch einfach nicht planen – wie der Kleine reagiert, wie mein Körper reagiert. Ich kann es nur ausprobieren und versuche es diese Nacht wieder.

2. Nacht

Ich glaube, es hätte gutgehen können. Der Dicke ist wachgeworden um zwanzig nach eins, ich hab ihn geschaukelt, er hat kurz gequäkt und dann schon wieder selig geschlafen. Ich lege ihn also ins Bettchen, er schnarcht. Gerade will ich mich triumphierend umdrehen, da wird sein kleiner Körper durch einen Hustenanfall durchgeschüttelt. Danach war er natürlich wach. Gar nicht motzig, einfach nur wach. Fast 1,5 Stunden habe ich gebraucht, ihn wieder in den Schlaf zu schaukeln, mit mehreren Wegleg-Versuchen zwischendrin. Erfolg: Er hat die Kurve letztlich ohne Brust gekriegt. Wermutstropfen: Es hat mich 1,5 Stunden Schlaf gekostet (statt 5 Minuten stillen), und: Er war um kurz nach 6 wieder wach, statt wie sonst zwischen 7 und 8. Ich fühle mich natürlich wie vom Laster überfahren. Lange halte ich das nicht mehr durch, v.a. neben der Arbeit. Ich hoffe, dass sich der Kleine möglichst schnell an die Veränderungen gewöhnt und vielleicht, vielleicht irgendwann gar nicht mehr wach wird.

3. und 4. Nacht

Groß beschweren tut er sich nicht ohne Brust, aber ich muss ihn zwischen 20 und 90 Minuten im Arm schaukeln, bevor er sich wieder weglegen lässt. Das schlaucht!

5. Nacht

Ich fasse es nicht! Zum ersten Mal hat es um 1 Uhr rum geklappt, dass sich der Dicke mit einem „sssscccchhhh“ sofort wieder hat hinlegen lassen. Ohne, dass ich ihn aus dem Bettchen nehmen musste. Ich konnte es selbst nicht glauben, als ich ihn wieder hab leise schnarchen hören. Diese Nacht war die pure Erholung für mich!

6. Nacht

Warum es diesmal nicht geklappt hat, weiß ich nicht. Es war wieder ewig langes Schaukeln angesagt und ich bin platt wie eine Flunder.

7. Nacht

Ssssscccchhhh und weg! Yeah!

8.-12. Nacht

Der Kleine hat fast 41 Fieber bekommen – hat sich wohl beim Papa angesteckt. Dementsprechend unruhig sind die Nächte. Er hat Schnupfen und kriegt keine Luft durch die Nase, glüht wie eine Herdplatte und ich muss nachts Zäpfchen geben. Er tut mir so unendlich leid, und ich gehe langsam am Stock. Dazu Dauernuckeln an der Brust. Zum einen zur Beruhigung, zum anderen, weil er während der Fieberschübe so einen starken Durst hat, dass er nachts sogar seine Wasser-Pulle gierig leert. Einen Schritt vor, drei zurück!!

13. Nacht

Damit ich nach Papa und Kind nicht auch gleich wieder krank werde, muss ich dringend etwas Schlaf nachholen. Ich ziehe zum ersten Mal ins Gästezimmer um – nach dem Stillen gegen 11 bis um 4 Uhr morgens. Papa muss ran! Der Dicke ist wieder gesund und braucht nachts nicht mehr ständig die Brust. Und es klappt tatsächlich – ich höre ihn zwar zwischendurch quäken, aber er lässt sich auch schnell wieder vom Papa beruhigen. Euphorisch plane ich, an meinem Geburtstag tanzen zu gehen – das erste Mal wieder nach fast zwei Jahren! Nach dem Stillen zwischen 10 und 11 ins Taxi springen und um 4 wieder zurück sein – damit könnte man doch arbeiten!

14.-19. Nacht

Zu früh gefreut. Die Krankheit des Kleinen hat uns doch wieder ganz schön zurückgeworfen. Wenn ich versuche, die Stillmahlzeit um 1 wegzulassen, ist das ein kräftezehrender Kampf. Gar nicht lautstark mit großem Geheul, aber viel Unruhe, immer wieder die Brust suchen und sich nicht weglegen lassen. Nach einer Stunde habe ich neulich übermüdet aufgegeben, die nächsten Nächte habe ich es gar nicht erst versucht.

20. Nacht

Ich will nochmal im Gästezimmer schlafen, Papa soll wieder versuchen zu beruhigen. Vielleicht klappt es ja nochmal, wenn der Kleine mich nicht sieht, riecht und hört. Das Geheul ist ungewöhnlich groß und Papa doof, weil milchlos. Na toll, mein Geburtstag ist in einer Woche und so wie es jetzt ist, kann ich es vergessen für ein paar Stunden wegzugehen. Bringt mir auch nix, wenn ich wippenden Fußes in der Bar sitze und alle 5 Minuten aufs Handy gucke, in Erwartung eines Notrufs von zu Hause. Also entweder klappt das vorher wieder, dass Papa auch beruhigen kann, oder Mama muss nochmal einen Geburtstag aussetzen. Nächstes Ziel also nochmal: Kind braucht die Brust um eins nicht mehr und lässt sich relativ widerstandslos wieder hinlegen.

21. Nacht

Er sucht kurz, aber als er merkt, dass er nur geschaukelt und nicht gestillt wird, schläft er ziemlich schnell wieder ein und lässt sich problemlos weglegen. In den frühen Morgenstunden dann viel Brust und Gekuschel im großen Bett, aber das ist ok.

22.-29. Nacht

Die Abende und Nächte sind unruhig. Was es genau ist, weiß kein Mensch. Zähne? Eindrücke vom Tag verarbeiten? Kuschelzeit aufholen, weil Mama wieder (Teilzeit) arbeitet? Wenn er es sagen könnte, wäre es leichter. Wenn ich ihn abends gegen 7 Uhr hingelegt habe, muss ich bis zur eigentlich nächsten Stillmahlzeit um 10 rum meist noch 2-3 mal zu ihm rein. Der Papa wird als qualifizierter Tröster nicht akzeptiert, genau so wenig der Panda, der tagsüber heiß geliebt wird. Und wenn ich ihn nicht gleich anlege, ist das Geschrei groß. Was wünschte ich zwischendurch, dass er den Schnuller genommen hätte, als er kleiner war – vielleicht würde das Saugen daran jetzt zur Beruhigung reichen! Geburtstagsfeierei ist jedenfalls aufgeschoben, das bringt so keinem was. Blöd, dass der Papa während seiner Ferien komplett flach lag – da wollte ich nämlich eigentlich mal mehrere Nächte am Stück üben, dass er den Kleinen nachts beruhigt. Dann in den nächsten Ferien!

 

Wie sind deine Erfahrungen mit dem Abstillen? Schreib sie mir gern in den Kommentar!

 

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