Familie

How to survive das 1. Lebensjahr mit Zwillingen

Und ZACK ist das erste Lebensjahr der Zwillinge rum. Sie laufen und brabbeln und sammeln alles ein, was sie auf dem Boden finden können. Da haben sie bei uns eine ziemlich große Auswahl an Fusseln, Essensresten und Spielzeug, öhöm.
Es ist eine schwierige Zeit für mich, um einen Rückblick über das erste Lebensjahr zu geben. Weil ich momentan ziemlich angeschlagen bin durch Schlafmangel, Corona, die Twins, Trotzanfälle des großen Bruders… Ich bräuchte jetzt mal zwei Wochen Urlaub alleine. Nur ich, ein Bett und ein paar gute Bücher. Ach was, nur ich und ein Bett.
Aber ich möchte nach all dem Respekt, den ich – gelinde gesagt – vor der Geburt und dem Leben mit den Zwillingen hatte, für andere Zwillingseltern in spe doch nochmal zusammenfassen, was nun gut gelaufen ist und was schwierig war.

Wenn mich jemand fragen würde, wie denn ein Leben mit Zwillingen nun so ist, müsste ich allerdings antworten: Ich kann nicht sagen, wie ein Leben mit Zwillingen ist. Ich kann nur sagen, wie ein Leben mit Zwillingen ist, die während einer weltweiten Pandemie geboren wurden, wodurch jegliche Unterstützung der Großeltern weggefallen ist, mit insgesamt drei Kindern, wovon sich eines in einer sehr lang anhaltenden Trotzphase befindet, welches auf Grund der Pandemie und den Kitaschließungen die ersten Monate nach der Geburt ebenfalls zu Hause betreut werden musste, im 4. Stock, ohne Aufzug und ohne Garten. DIE Story kann ich euch erzählen. Wenn ihr andere Umstände habt, vor allem familiäre Unterstützung, ist das natürlich nur bedingt vergleichbar.

Fangen wir bei der Geburt an: Trotz der Schmerzen, der Narbe und allem, was ein Kaiserschnitt eben beinhaltet, bin ich nach wie vor froh, dass ich mich für diese Art der Geburt entschieden habe (und mich auch entscheiden konnte, d.h. dass sie sich nicht blitzschnell selbst auf den Weg gemacht haben). Es war für mich die sicherste Methode. Brauche ich trotzdem nicht nochmal, genau so wenig wie eine spontane Geburt.

Ich bin außerdem froh, dass es wie gewünscht mit der Kombination aus Stillen und Zufüttern geklappt hat. Im Gegensatz zum großen Bruder mussten wir schon im Krankenhaus zufüttern, mit Abpumpen und Mini-Spritze – die später von der Flasche abgelöst wurde -, damit sie das kostbare Kolostrum erhielten, weil sie kurz nach der Geburt noch etwas trinkschwach waren. Der Vorteil war, dass sie sich dadurch sofort auch an die Flasche gewöhnt haben, was mir wichtig war. Ich musste zu Hause viel abpumpen, auch um einen Milchstau zu verhindern. Das Stillen war in den ersten zwei Wochen wieder eine extrem schmerzhafte Angelegenheit und es ging mir körperlich gar nicht gut, selbst meine Hebamme riet mir irgendwann dazu, doch komplett auf Flasche umzusteigen. Ich setzte mir selbst eine Frist, weil ich gern stillen wollte, aber nicht um jeden Preis. Die Zwei haben es immer besser hinbekommen, an der Brust zu trinken, und so konnten wir letztlich doch noch bis zum 7. Monat Flasche (ab zu Hause immer mehr mit Pre-Milch) und Brust kombinieren. Sie bekamen immer erst jeweils eine Brust und dann nochmal die Flasche angeboten. Manchmal brauchten sie diese noch, manchmal nicht. Selten habe ich beide gleichzeitig gestillt, nur wenn die Not wirklich groß war – das ist schon eine körperliche Herausforderung mit Zwillingen, vor allem, dass beide wirklich dran bleiben und nicht wegrutschen. Ich finde es schön, dass sie einfach beide immer weniger Brust getrunken und sich somit langsam selbst abgestillt haben (das hatte ich mir beim großen Bruder auch gewünscht; wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten wir aber noch bis zum Abitur weiter gestillt).

Eine der besten Entscheidungen war, dass mein Mann die ersten drei Monate Elternzeit genommen hat. Zusammen mit den Sommerferien war er insgesamt über 4 Monate zu Hause. Weil beide am Anfang sogar pflegeleichter waren als der große Bruder als Baby, ging das ganz gut. Es macht einen riesigen Unterschied, wenn man nicht alleine verantwortlich ist. So konnten wir uns tagsüber die Aufgaben teilen und auch nachts beide abwechselnd aufstehen. Die ersten Wochen waren zwar trotzdem richtig hart, sowohl körperlich, als auch emotional. Und der Große war wegen Corona und Kitaschließungen ja auch noch zu Hause und hat am laufenden Band nur Quatsch gemacht. Aber im Vergleich zum großen Bruder liefen einige Dinge mit den Zwillingen auch etwas besser. Vor allem, weil die beiden bei weitem nicht dessen rege Verdauung hatten und auch nicht diese fiesen Koliken (ich habe aber auch in den ersten Monaten versucht, auf Kuhmilchprodukte zu verzichten, vielleicht hat das einen Unterschied gemacht). Und weil sie tatsächlich durch die Flasche schon viel früher mehrere Stunden am Stück schliefen. Ich erinnere mich, dass die Kleine mit drei Monaten einmal 9 Stunden am Stück durchschlief. Das hat der Große erst ganz langsam nach dem Abstillen mit fast 2 Jahren zum ersten Mal geschafft. Das lief bei den Zwillingen zwar nicht jede Nacht so, und es bringt einem auch nix, wenn es eben zwei Babys sind und man wegen dem anderen letztlich doch aufstehen muss. Aber insgesamt ein ganz vielversprechender Anfang.

Leider kam ab dem vierten Monat glaube ich irgendein Entwicklungsschub. Da, wo es beim großen Bruder leichter geworden war, weil die Koliken aufhörten, wurde es bei den Twins nochmal richtig anstrengend. Vor allem durch die Beikosteinführung und die Umstellung der Verdauung. Von himmlischen 0-1 Mal großem Geschäft am Tag (beim Großen war das als Baby völlig eskaliert…) ging es auf 8 Mal am Tag oder mehr hoch. Pro Kind. Das war dann auch der Punkt, wo wir mit allen Mitteln dem Großen die Windel abgewöhnt haben. Drei Wickelkinder bedeutet einfach, den ganzen Tag nix anderes zu machen. (Besonders schön war, dass sich mein Mann genau in der Zeit den Arm angebrochen hat und beim Wickeln auszufallen drohte. Zum Glück schaffte er es irgendwie, zumindest die Pipi-Windeln weiter zu wechseln…)

Schwierig war auch, dass sie teilweise entgegengesetzt schliefen. Wir haben nicht versucht, den Schlafrhythmus anzupassen, irgendwann kam das von alleine. Aber wenn eben immer mindestens einer wach ist, ist auch immer Action. Oder wenn eins super im Kinderwagen schläft, das andere aber leider keine Lust darauf hat. Als sie noch klein waren, haben wir sie eine Weile einfach mal mit den Kinderwagen-Wannen auf den Balkon gestellt für die Frischluft-Zufuhr. Spazierengehen ging teilweise gar nicht, Kinderwagen doof, Trage doof, purer Stress und Mama in Schweiß gebadet. Dann lieber zu Hause entspannt auf dem Balkon stehen.

Der 9./10. Monat waren auch nochmal heftig mit viel Geschrei. Vermutlich viele Eindrücke, die zu verarbeiten waren, aber auch Frustration, wenn Krabbeln/Bewegungen nicht immer so klappten wie gewünscht. Zudem kackerte vor allem einer der beiden wegen der Zähne nochmals deutlich mehr, sodass wir kaum mit dem Wickeln hinterher kamen, und hatte durch die scharfe Konsistenz öfter einen wunden Po, was natürlich schlechte Laune macht.

Insgesamt ist es so: Bei drei Kindern sind die Kids einfach in der Überzahl. Man kommt schlichtweg nicht hinterher, egal womit. Kinderversorgung, Haushalt, man selbst… Irgendwas bleibt ständig auf der Strecke. Der Satz, den ich in den ersten Monaten am häufigsten gesagt habe war: „Ich komme gleich…“. Egal wo ich war, ich hätte immer schon wieder woanders sein müssen, egal was ich gemacht habe, es war gleichzeitig eigentlich noch was anderes zutun.

Super wichtig war und ist bis heute daher die Unterstützung durch eine „Leih-Oma“ von Wellcome, einer ehrenamtlichen Organisation. Sie geht zwei Mal pro Woche mit den beiden spazieren, was Gold wert ist. Die einzige Gelegenheit – wenn der Große auch in der Kita ist -, wo ich mal ein bisschen Zeit für mich habe. Zudem kommt die Putzfrau inzwischen zwei Mal pro Woche und hat auch das Wäsche waschen noch mit übernommen, weil wir kaum hinterher kommen. Zeitweise hat sie sogar die Küche noch mit aufgeräumt. Und sie kennt die Kids so gut, dass sie manchmal als Babysitterin einspringt, wenn es hier brennt. Die Babysitterin vom Großen holt ihn i.d.R. zwei Mal pro Woche von der Kita ab, wenn der Papa noch arbeiten ist. Hier gilt die Regel: Dass einer alle drei Kinder alleine hat, versuchen wir unbedingt zu vermeiden. Einen 4-jährigen, der müde und/oder hungrig ist mit Zwillingen von der Kita abzuholen, der Heimweg, die 4 Stockwerke hoch… Nur wenn die Welt untergeht. Die Babysitterin springt zudem manchmal am Wochenende ein, wenn wir Hilfe brauchen.

Die beste Investition war mit Abstand die Federwiege swing2sleep. In den ersten 6 Wochen haben die Babys nur auf und an uns geschlafen, was normal ist. Die elektrische Wippe hat uns dann aber eine deutliche Entlastung gebracht, weil sie beide gleichzeitig (!) sanft in den Schlaf gewippt hat. Somit hatten wir zeitweise wirklich abends einen Moment Ruhe, weil beide ab 6 erstmal eine Runde gepennt haben. Das hoch und runter Wippen haben wir dann im Alltag auch manchmal simulieren müssen, wenn sie Schwierigkeiten hatten einzuschlafen. Die Umgewöhnung aufs Bett, als sie mit ca. 10 Monaten zu groß für die Wippe wurden, klappte erstaunlich problemlos. Die snuggle bundles waren ebenfalls eine super Investition. Das sind quasi Taschen, in denen sich die Babys gleichzeitig Treppen hoch und runter tragen lassen, eins links und eins rechts. Man kann sie aber auch als Decke im Kinderwagen oder in der elektrischen Wippe verwenden. Der übergroße Holzspielbogen für Zwillinge hat sich ebenfalls gelohnt. Und hätte ich früher von einem Vollautomaten für Flaschenzubereitung gehört, hätten wir uns den auf jeden Fall für die ersten Monate geholt. Den gibt’s sogar mit App, d.h. wenn man mit einem (oder zwei) weinenden Babys nach Hause kommt oder nachts das schreiende Baby im Bett beruhigen will, aber eigentlich auch gleichzeitig eine Milch zubereiten muss, wo dann das Wasser doch wieder zu kalt oder zu heiß ist, alles ewig dauert, das Kind sich immer mehr aufregt UND dann noch das Geschwisterchen mit wach macht – ja, da wäre sowas praktisch gewesen. Per App starten, Flasche wird mit genau der richtigen Temperatur zubereitet, zack feddich. Hab ich aber zu spät von erfahren und die Lieferzeit betrug dann noch 8 Wochen. Na ja, dann beim nächsten Kind. Ach nee, wir sind ja jetzt durch 😛

Bist du Zwillingmama (in spe) und konntest mit meinem Text etwas anfangen? Dann schreib mir gern in den Kommentaren!

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