Familie

Aus 3 mach 5 – Wir erwarten Zwillinge!

So, is‘ schon, gelinde gesagt, eine Weile her, dass ich hier für den Blog in die Tasten gehauen habe. Was nicht allzu verwunderlich ist, mit dem Dicken, dem Job und einem Leben, das auch noch irgendwie geführt werden will. Ach ja, und weil wir in der Zwischenzeit erfahren haben, dass wir Zwillinge bekommen. WAAAH! Das hat uns dezent aus der Bahn geworfen, und so war ich die letzten Monate vor allem damit beschäftigt, irgendwie klarzukommen. Zu versuchen, mich nicht total verrückt zu machen, um mich dann regelmäßig doch unfassbar verrückt zu machen. Unzählige Diskussionen mit meinem Mann zu führen, vor allem darüber, was das für uns bedeutet und wie/wo wir in Zukunft leben wollen und können. Und dann – nachdem die 12. Woche rum war -, damit zu beginnen, diverse Vorbereitungen zu treffen. Aber der Reihe nach.

Wir hatten uns natürlich ein Geschwisterchen für den Kleinen gewünscht. Er wird im Januar drei und ist somit aus dem Gröbsten raus – sofern man das so sagen kann nach mittlerweile 6 Wochen Dauer-Erkältung mit schlafarmen Nächten und dann noch, zum krönenden Abschluss, der richtig fiesen Hand-Mund-Fuß Krankheit on top, die uns alle eine Woche komplett fertig gemacht hat. Aber: Er schläft, wenn er gesund ist, durch. Er spielt auch mal eine Weile für sich allein, während man die Spülmaschine ausräumen kann. Oder so tut als ob und stattdessen heimlich vor der offenen Gefriertruhe Eis isst. Er läuft die hunderttausend Treppen bis zur Wohnung prima hoch. Wenn er Lust dazu hat. Er zieht sich an guten Tagen die Schuhe schon selbst an, geht trotz Windel immer öfter auf Toilette (Bestechungs-, äh, Motivations-Stickeralbum sei dank) und der Papa und ich konnten sogar schon das ein oder andere Mal abends wegbleiben, wenn die Großeltern zu Besuch oder die Babysitterin einbestellt waren. Soweit, so gut. Und doch – was bin ich jetzt froh, dass ich beim Papa auf einen größeren Abstand zwischen erstem und zweiten (ha!) Kind gepocht habe! Dass ich ihm den Vogel gezeigt habe, als er nach etwas über einem Jahr meinte, jetzt wäre es doch für einen perfekten Altersabstand langsam an der Zeit, nachzulegen – als ich gerade wieder angefangen hatte, zu arbeiten, noch am Dauerstillen war, weit und breit kein Kitaplatz in Sicht war und ich dringend eine Kur gebraucht hätte. Ich glaube, insgeheim dankt er es mir heute auch.

Jedenfalls fühlte sich der Zeitpunkt irgendwann gut an, und da ich direkt wieder mit der Einnahme eines niedrig dosierten Schilddrüsenhormons begonnen hatte (weshalb es beim Dicken länger gedauert hatte, ohne, dass wir damals den Grund dafür wussten), war ich tatsächlich nach wenigen Monaten schwanger. Drei Schwangerschaftstests bestätigten mir das, und ich heulte vor Freude und Dankbarkeit, denn ganz sicher weiß man ja vorher nie, ob es nochmal klappt. Und dann kam die Wartezeit bis zum ersten Frauenarzt-Termin. Da versucht man ja eh schon, den Ball bis zur 12. Woche noch flach zu halten und sich bei aller Euphorie den Großeinkauf niedlicher Babystrampler oder das Einrichten eines neuen Sparbuchs zu verkneifen. Es kann ja sein, dass die Natur sich noch umentscheidet.

Aber dann gibt es ja etwas, was wirklich total abgefahren ist: Die weibliche Intuition. Oder die Mama-Intuition, wenn man so will. Ich hatte also schon beim ersten Gyn-Termin das sichere Gefühl, dass das Herz schlagen wird. Trotzdem saß ich mit zwei Gedanken auf dem Stuhl: „So, jetzt bestätige mir das nochmal und sag mir, dass das Herz schlägt. Und dass es nicht zwei sind“. Denn ob du’s glaubst oder nicht, ich habe im Vorfeld schon geahnt, dass da zwei im Bauch sind. Ist das nicht der Wahnsinn? Klar, ich habe eine familiäre Disposition, deshalb war das immer mal im Hinterkopf – trotzdem hatte ich beim Dicken gar keine Zweifel, dass es nur ein Baby ist. Was war diesmal anders? Zum einen wuchs für mein Gefühl der Bauch ungewöhnlich schnell. Auch wenn ich hörte, dass das bei der zweiten Schwangerschaft oft so ist – ich habe ja keinen Vergleich, ob er mit nur einem Baby gleich schnell oder langsamer gewachsen wäre, jedenfalls musste ich sehr früh die Schwangerschaftshosen rauskramen und dachte mir so: „Hm, beim ersten war das nicht so krass.“ Da meinte ich schon irgendwann zum Papa: „Es könnten auch zwei sein“, und wir lachten beide nervös, wohlwissend, dass es nicht völlig ausgeschlossen war. Außerdem sagte der Dicke jedes Mal, wenn man ihn fragte, ob er sich eher eine Schwester oder einen Bruder wünschte, mit voller Überzeugung: „Einen Bruder UND eine Schwester!“ Völlig egal, wie oft ich ihm erklärte, dass das sehr, sehr unwahrscheinlich ist, sein Wunsch stand fest. Und mir ging nur durch den Kopf: Dein Wort in Gottes (oder Mutter Natur’s) Ohren!! Und als mein Mann mich fragte, was ich für ein Gefühl hätte, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, da das ja damals beim Dicken ab dem positiven Schwangerschaftstest für mich völlig klar gewesen war – da horchte ich in mich hinein, horchte angestrengt rein in das kleine Bäuchlein, und hatte so GAR KEIN Gefühl. Es konnte einfach BEIDES sein. Und auch da lachten mein Mann und ich wieder nervös und versuchten, dem nicht allzu viel Gewicht beizumessen.

Tja, und dann saß ich bei der Frauenärztin. Mir stand das Pipi schon in den Augen. Ich wusste, dass alles in Ordnung ist, ich fühlte das. Was sie uns nur noch sagen musste war, dass dort EIN Herz kräftig schlug, und wir würden glücklich und entspannt da rausspazieren.

Und dann guckte sie mit weit aufgerissenen Augen auf den Bildschirm, schaute mich an, guckte wieder auf den Bildschirm, und da wusste ich es schon. Ich wusste es, bevor sie es ausgesprochen hatte. Und fing sofort an zu heulen, was zu dem Zeitpunkt leider (noch) Tränen der Verzweiflung und der Überforderung waren, aber dazu später mehr. „Moment, eins nach dem anderen“ sagte sie, um sich selbst erstmal zu sortieren – da ich ja weder besonders alt bin noch eine Kinderwunsch-Behandlung hinter mir hatte -, und ich sah schon zwei Fruchthöhlen auf dem Bildschirm, aber noch keine Babys. „Also, hier ist die erste Fruchthöhle, und da ist das Herz, das schlägt“. Ein kurzer Moment, in dem ich zweifelte: Vielleicht war ja noch eins angelegt, aber es ist schon nicht mehr da? Weil man wirklich nichts sehen konnte in dem schwarz-weißen Mischmasch. „Und dann gehe ich hier nochmal rum, und hier ist das zweite Herz, das schlägt“.

BÄM. Und einfach so, auf einen Schlag, ändert sich alles für uns.

Ich bin wie ein Zombie da raus, war tagelang im Schockzustand, hatte abwechselnd Heulanfälle und leichte Panikattacken. Ich fand es selbst schade, dass ich mich nicht richtig freuen konnte – wäre ich mit einem Baby schwanger, dessen Herz schlägt, ich wäre durchströmt worden von Dankbarkeit und Glück! Stattdessen: Ängste und Überforderung. Da wir gerade erst alles mit dem Kleinen durch hatten und ich mir gerade so, aber allerhöchstens noch eins zutraute. Mein erster Gedanke, noch auf dem Stuhl bei der Gyn, war: Wie sollen wir das schaffen? Mit dem Dicken noch dazu?! Ohne Familie vor Ort, die uns unterstützen könnte? Und im verfluchten 4. Stock ohne Aufzug, der mich schon beim ersten Kind völlig fertig und an meine körperlichen Grenzen gebracht hat? Wir schaffen das nicht alleine, wir müssen näher an die Familie ziehen.

Und dann: Es gibt aber keine Alternative. Das Thema haben wir schon seit 1,5 Jahren auf dem Tisch – zurück in die eine oder andere Heimat ist keine wirkliche Option für uns, eine andere, familiennahe, gute Alternative habe ich trotz Recherchen für uns nicht wirklich finden können und mein Mann weigert sich sowieso standhaft aus Berlin wegzugehen.

Es folgte eine Zeit vieler kräftezehrender Diskussionen, ein Ausharren, ob sich überhaupt etwas ändern muss, oder ob die Natur uns in den nächsten Wochen nicht ohnehin noch sämtliche Entscheidungen abnimmt. Eine Zeit mit vielen Recherchen, Sorgen, Versuchen, gute Lösungen zu finden, immer wieder das Gefühl der Überforderung. Jetzt bin ich in der 18. Woche angekommen. Seit einigen Tagen bin ich im Beschäftigungsverbot, ein wenig früher als normal – wegen Risikoschwangerschaft, vor allem dem Frühgeburtenrisiko, hört man als Zwillingsmutti wohl in der Regel in der 20. Woche auf zu arbeiten. Ich denke, das wird nochmal etwas Ruhe reinbringen, zumal es langsam schon echt beschwerlich wird – es sind halt zwei! Und fühlt sich an wie Ende 7. Monat beim Dicken damals.

Ich habe immer noch größten Respekt vor dem, was kommt – was sicherlich auch daran liegt, dass wir es durch den Kleinen schon wissen, im Gegensatz zu denen, die als erstes Zwillinge bekommen und die nochmal etwas unbedarfter da rangehen (können). Aber ich habe in den letzten Wochen auch immer mehr Zuversicht gewonnen, und mit jedem Tag wird die Freude ein kleines bisschen mehr. Wenn ich die zwei im Ultraschall turnen sehe, sowieso – die folgenden Tränen waren immer Freudentränen! Man bräuchte echt so ein Ding zu Hause! Oder als es bei der Feindiagnostik hieß: Alles super. Auch das hatte ich vorher schon im Gefühl, trotzdem heftig, sich kurz nochmal im Wartezimmer mit dem Gedanken zu beschäftigen, ob man auch ein behindertes Kind austragen würde. Zum Glück sieht alles top aus. Dann immer beim abendlichen Einölen, wenn ich meine Finger auseinander spreize und versuche zu erfassen, wie groß sie gerade sind – wie eine Erdbeere, eine Kiwi, eine Orange… Um doch immer wieder den Kopf zu schütteln und es nicht wirklich begreifen zu können, dass da ZWEI Herzen drin schlagen. Dann jedes Mal, wenn ich meinen Bauch anschaue, der beunruhigend schnell größer wird, dabei aber so WUNDERSCHÖN ist! Außerdem nochmal unbändige Freude, als wir erfuhren, dass es höchstwahrscheinlich tatsächlich ein Junge und ein Mädchen werden! Tja, wir können dem Dicken halt keinen Wunsch abschlagen!!

Neulich habe ich den Kleinen so angeschaut, der echt der tollste kleine Kerl ist, den man sich nur vorstellen kann, und der einfach so unglaublich viel Freude in unser Leben bringt. Und bei dem Gedanken daran, dass drei davon irgendwann hier über die Betten hüpfen und lauthals singen werden, hat mein Herz glaube ich ein Mal kurz ausgesetzt, um dann einen ziemlich fetten Freudenhüpfer zu machen.

Sowieso: Auch wenn wir das so ganz sicher nicht geplant hatten – wenn wir nächstes Jahr mit drei gesunden Kindern hier zu Hause sitzen, werde ich nie wieder jammern, versprochen. Erst dann wieder, wenn alle drei in der Pubertät sind. Gleichzeitig!

Nächstes Mal schreibe ich nochmal für alle Zwillingsmamas in spe auf, was mir dabei geholfen hat, das anfängliche Gefühlschaos, die Sorgen und Überforderungsmomente ein wenig zu bändigen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.